Zum Auftakt der BIOFACH 2013 in Nürnberg veröffentlicht der Nutztierschutz-Fachverband PROVIEH eine Bewertung deutscher Biomarken nach Tierschutzkriterien.
Das Ergebnis stimmt positiv: Bioprodukte in Deutschland erfüllen weitaus mehr Ansprüche an eine artgemäße und wesensgerechte Tierhaltung als konventionell erzeugte Produkte. Und die Richtlinien aller deutschen Ökoverbände bieten deutlich bessere Qualität in Tierschutzfragen als die Vorgaben der EU-Ökoverordnung.
„Immer mehr Verbraucher wollen Lebensmittel aus artgemäßer Haltung. Doch die Verunsicherung angesichts der wachsenden Labelflut ist groß.“, erklärt der Geschäftsführer von PROVIEH Stefan Johnigk. Neue Tierschutzlabel im Handel stiften nur Verwirrung und seien wenig hilfreich. „Wer tiergerechte Produkte kaufen will, kann mit gutem Gewissen zu Bioprodukten greifen.“
PROVIEH prüfte die Richtlinien der Anbauverbände und Markenfleischprogramme auf praxisnahe Aspekte einer tiergerechten und artgemäßen Tierhaltung. Beurteilt wurden unter anderem die Vorgaben für tiergerechte Zuchtziele und Zucht, Leistungsansprüche und der Verzicht auf Gentechnik, wesensgerechte Haltungsbedingungen, Verzicht auf schmerzhafte Eingriffe am Tier, tierschonende Krankheitsvorsorge und angemessene Medikation, Möglichkeiten zum Ausleben arteigener angeborener Verhaltensweisen, sowie das Vermeiden von unnötigem Leid bei Transport und Schlachtung.
Anlass für die Untersuchung durch Deutschlands ältesten und größten Fachverein für Nutztierschutz waren Medienberichte zu Missständen in einzelnen Betrieben. „Richtlinien können stets nur den Rahmen vorgeben, in dem eine Tierhaltung stattfinden soll. Wie gut oder schlecht es den Nutztieren tatsächlich geht, steht und fällt immer mit der Qualität des Tierhalters im Betrieb.“, so Diplom-Biologe Johnigk. Das sei auch ein grundlegendes Problem der konventionellen Tierhaltungen. Für die Landwirte sei letztlich entscheidend, dass sie den Mehraufwand für eine tiergerechtere Haltung fair erstattet bekommen. „Jeglicher Preisdruck ist Gift für das Tierwohl. Tierschutz zum Discount funktioniert nicht.“
Um auch in der konventionellen Tierhaltung bessere Lebensbedingungen für die Nutztiere zu schaffen, hat PROVIEH ein Bonitierungssystem mit Partnern aus Lebensmitteleinzelhandel und Fleischerzeugung ausgearbeitet. Landwirte sollen unabhängig vom Marktpreis eine Bonuszahlung aus einem Fonds erhalten, je besser das Tierwohl im Stall nachweislich ist. „Der LEH steht geschlossen hinter dieser Idee. Nun liegt es in der Hand des Bauernverbands und der Fleischindustrie, gemeinsam mit uns das Konzept umzusetzen.“, erklärt Johnigk.
Wer Schwierigkeiten hat im Dschungel der verschiedenen Siegel durchzublicken, kann sich hier unsere Einkaufshilfe gratis herunterladen.